„Missverstehen Sie mich richtig“ – Heidi Reichinnek über Klassenpolitik, Öffentlichkeit und linke Friedenspositionen

News 8. Sep. 2025

07.09.2025 – Kabarett-Theater Distel, Berlin Friedrichstraße

Am Sonntagabend war Heidi Reichinnek, Fraktionsvorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, zu Gast bei der Gesprächsreihe Missverstehen Sie mich richtig im Kabarett-Theater Distel. Im Dialog mit der Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann ging es um politische Biografien, Konfliktlinien innerhalb der Linken und die Frage, wie linke Positionen in einer feindlichen Medienlandschaft bestehen können.

Reichinnek sprach offen über ihren Weg in die Politik: geprägt von Alleinerziehendensein, feministischer Bewegung, Ostsozialisation und der Erfahrung, dass linke Politik oft im Parlament endet, bevor sie überhaupt begonnen hat.

Ihr Stil ist klar, offensiv und gut vorbereitet wer in Zeiten rechter Mobilisierungen linke Inhalte auf Bundesebene vertritt, muss Haltung zeigen können, ohne dabei zur Projektionsfläche zu werden.


Klassenfrage, Repräsentation, linke Kritikfähigkeit

Themen wie soziale Gerechtigkeit, Mindestlohn, Migration, Antifeminismus und Queerfeindlichkeit wurden ebenso angesprochen wie die internen Bruchstellen einer linken Partei, die sich zwischen Bewegungsnähe und Koalitionslogik aufreibt.
Reichinnek machte deutlich: Wer sich nicht ausrichtet an medialer Verwertbarkeit, wird schnell als naiv, radikal oder „unrealistisch“ markiert.

Und doch – oder gerade deshalb, braucht es Stimmen wie ihre: konkret in der Analyse, solidarisch in der Haltung, kämpferisch im Ton.


Kontroverse zur Friedenspolitik: Haltung gegen den Strom

Ein zentraler Streitpunkt war die Haltung zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Ulrike Herrmann sprach sie wie schon in früheren Kommentaren für deutsche Waffenlieferungen aus, um der Ukraine eine militärische Selbstverteidigung zu ermöglichen.

Heidi Reichinnek widersprach entschieden ohne Relativierung des russischen Angriffskriegs, aber mit deutlicher Kritik an deutscher Aufrüstungspolitik. Sie betonte, dass Friedenspolitik mehr sein muss als die Frage, „wer zuerst schießt“. Ihre Position:

„Linke Politik muss Auswege aus dem Krieg denken nicht nur den nächsten Waffenhaushalt.“

Reichinneks Haltung ist unbequem weil sie sich gegen den Konsens stellt, dass jede militärische Antwort alternativlos sei.
Aber gerade darin liegt ihre politische Relevanz: Sie fordert linke Friedenspolitik ein, die sich nicht an Krieg gewöhnt und verweigert sich dem Zwang, zwischen falschen Alternativen zu wählen.


Fazit

Ein Gespräch, das keine einfachen Antworten gab, aber wichtige Fragen gestellt hat. Und eine Politikerin, die zeigt:
Kompromisslos links sein heißt nicht stur sein. Sondern standhaft, und das auch unter Druck.

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Liam

Ich heiße Liam und bin Aktiv für eine Solidarische, gerechte und Klimaneutrale Gesellschaft. Politik endet nicht am Wahltag, deswegen mache ich druck. Im Kollektiv. Im Podcast und mit Haltung 161